1951/52
ist die englische WRAYFLEX neben der deutschen CONTAX D (die als einzige SLR jener
frühen Nachkriegsjahre über ein
Sucherprisma verfügt) die technisch modernste SLR Camera, und in
der Bedienung von Verschluß und Filmtransport sogar deutlich
komfortabler als
diese. Sie ist
sogar kompakter in ihren Abmessungen als die kleine
Asahiflex, und ist gut 50% leichter als die EXAKTA. Anders als die Praktiflex/Praktica die eine einfach verarbeitete und bescheiden ausgestattete SLR ist (auch günstiger im Preis) zielt die WRAYFLEX auf das Spitzensegment - das sind in jener Zeit EXAKTA und CONTAX D, beide aus Ostdeutschland/ DDR kommend. Auch das lichtstarke f/2 Standardobjektiv macht dies deutlich. |
Abweichend von allen anderen SLRs klappt bei der
WRAYFLEX der Spiegel (mitsamt der Einstellscheibe) bei der
Auslösung nach hinten/oben weg.
Dies hat den konstruktiven Vorteil dass
die
Objektive kurz gebaut werden können ohne mit dem Spiegel in
Konflikt zu geraten. Selbst 35mm Objektive sind möglich ohne
Zuflucht zu Retrofocus-Konstruktionen zu nehmen wie bei anderen SLRs
üblich. Die Flange-to-Film Distanz ist mit 42,05mm geringer als
bei fast allen anderen SLRs (45,5mm bei M42). Doch es gibt auch Nachteile: weil die Einheit nach oben wegschwenkt ist kein Raum für den Einbau eines Dachtkantprisma vorhanden. Die WRAYFLEX I hat statt eines Prisma zwei Spiegel im oberen Teil des Gehäuses, was schon zur Bauzeit der Camera als nachteilig empfunden wird: Das Sucherbild ist aufrechtstehend, aber seitenverkehrt! (und leider auch klein und dunkel) Zwar ist auch das Sucherprisma der CONTAX D noch recht düster - verglichen mit dem Sucherbild der WRAYFLEX jedoch deutlich besser. In den frühen 1950'er Jahren gilt die Herstellung hochwertiger und dazu noch bezahlbarer Prismen für SLR Cameras als die größte Herausforderung in der Optikherstellung, an der alle Firmen von Weltruf fieberhaft arbeiten. Nachrüstprismen (z.B. für die Exakta) kommen erst ab 1954 heraus und sind anfangs sündteuer. |
Die WRAYFLEX hat (als eine der
ersten Schlitzverschluss-Cameras) kein
bei der
Verschlussauslösung mitdrehendes Zeitenrad mehr. Die
langsamen
Zeiten werden nicht separat eingestellt; alle Verschlusszeiten
(1/1000s-1/2s und "B") befinden sich auf einem Einstellrad. Das Bildformat
ist etwas kleiner als üblich: 24x32 anstatt 24x36 mm - modernes
3:4 Format..! Ein weiteres "Extra-Feature" der WRAYFLEX ist der seinerzeit schnelle Verschlussaufzug und gleichzeitiger Filmtransport per Knebelschalter im Cameraboden - für den die schöne Leder-Bereitschaftstasche sogar eine Aussparung besitzt. Nun werden das manche heutzutage für keine besonders schnelle Filmtransportmöglichkeit halten, aber tatsächlich war es ein großer Vorteil gegenüber den üblichen "Drehrädchen". Die Prototyp-Konstruktion besass sogar einen (leider in Serie nicht verwirklichten) unten angesetzten Federwerksmotor. Auch ist zu bedenken dass so ein "Schnellaufzug" eine ganz andere Belastung auf die Mechanik (Verschlussbänder etc.) überträgt, die somit widerstandsfähiger konstruiert werden muss. Kommen die Cameras (wie diese hier) ins "Rentenalter" sollte man sie daher vielleicht mit etwas Feingefühl handhaben um sie nicht zu beschädigen... |
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Die WRAYFLEX wurde
überwiegend als Inlandsprodukt, und auch hier
bloß sehr bescheiden, vermarktet: Eigentlich werden die Cameras
auf Bestellung gebaut, in Stückzahlen von einigen Hundert
pro Jahr. Firmen
wie LEICA, VEB PENTACON, ZEISS-IKON bauen einige
Zehntausend Stück von
ihren Erfolgsmodellen pro Jahr -- und bald auch die Japanischen
Erfolgsfirmen. Angesichts der eher handwerksmässigen
Produktionsweise
ist es ein Wunder dass der Preis einer WRAYFLEX mit Unilite
Standardobjektiv von rund 90 Pfund überhaupt konkurrenzfähig
ist. Mit Wegfall der Importsperren für Deutsche und Japanischer Produkte (den früheren Kriegsgegnern) werden britische Produkte dem kalten Wind des Weltmarkts ausgesetzt -- was in vielen Branchen des Empire unerwartete Einbrüche hervorruft. |
Abbildung aus John Wade: The Wrayflex Story, 2008 |
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