Der letzte Saurier von -  die Ultramatic-CS

(c) Photos und Texte by Frank Mechelhoff                 Update 18 November 2011

Ultramatic-CS

Sie ist die letzte von VOIGTLÄNDER Braunschweig gebaute Spiegelreflexcamera (1965-1968)
"Saurier" weil zu dieser Zeit sich die Bauweise mit Zentralverschluß eigentlich längst überlebt hatte. Der Markt verlangte nach Schlitzverschluß-SLRs, die unkomplizierter, zuverlässiger, leichter und billiger waren - und lichtstärkere Objektive erlaubten.
Trotzdem gab Voigtländer bei dieser Camera noch einmal alles. Zeit, Blende und Filmempfindlichkeit wurden vorne am Bajonett eingestellt. Die Ringe waren Teil der Camera, nicht des Objektivs.

Ultramatic

Ultramatic

von oben
Foto von http://www.ukcamera.com/classic_cameras/

Eine der schönsten und konstruktiv interessantesten SLRs ihrer Zeit, mit TTL-Belichtungsmessung - zugleich eine der ersten mit (mechanisch gesteuerter) Blendenautomatik (shutter speed priority auto-exposure). Darin (und in ihrem moderen glattflächigem Design) unterschied sie sich konstruktiv von der gleichzeitig gebauten Bessamatic-CS., die mit 860g sogar schwerer war.
Sie folgte vom Design dem 1959 fertiggestellten, ebenfalls von Walter Swarofsky konstruierten  Voigtländer Prototypen 132.

Septon Technische Daten:
Gewicht 842g  Objektiov Septon 2/50mm 242g
Höhe 8.9cm (mit Prisma 10,2cm)
Breite: 14,0cm
Tiefe 6,1cm
Bajonett-Durchmesser 37mm, Verschlußöffnung 22,5mm (nur!)
  - mit Blendenübertragung für Springblende und Blendenautomatik

Anschluss
Objektiv

Wahrscheinlich bloß rd. 10.000 Stück gebaut (Gesamtzahl der Ultramatic-Modelle: 35.500)
Preis 1966 (mit vierlinsigem Color-Skopar): DM 816,-- DM 17,-- teurer als eine Contaflex Super-BC (ebenfalls Blendenautomat mit Zentralverschluß und TTL)

Preis 1966 (mit siebenlinsigem Septon):  DM  989,--
und damit nach der Contarex und Leicaflex teuerste deutsche SLR

(Quelle: Quelle: "spiegelreflex praxis", Heft 3, 3. Quartal 1966, S. 41 ff)

Die gelbe Schraube im Bild links bedeutet: das Objektiv ist für Blendenautomatik geeignet
Schnitt mit Septon Leider mit Zentralverschluß, dessen kleine Objektivöffnung keine lichtstärkeren Objektive als mit f/2.0 erlaubte. Immerhin waren das Septon 2.0/50 und das seltene und recht lange Skopagon 2.0/40mm zu dieser Zeit die lichtstärksten  Zentralverschluß-SLR-Objektive.
skopagon

Kein Rückschwingspiegel! Das Vorgängermodell (Ultramatic ohne "CS", 1961-1965) mit Selenbelichtungsmesser hatte einen (als einzige Zentralverschluß-SLR), aber dessen Betätigung mit dem Zentralverschluß zusammen war so aufwendig - zu viele Arbeitsschritte, zuviel Vorspannung, zu viele in die Camera hineinkonstruierte Federwerke und Getriebe - dass er nicht zuverlässig funktionierte.

Größenvergleich zweier deutscher Qualitäts-SLR mit knapp 10 Jahren zeitlichem Abstand (die Rolleiflex SL350 von 1975 hatte ziemlich genau die Ausmaße der zeitgenössischen Pentax Spotmatic): Die Ultramatic ist höher, dafür aber weniger lang.

Groessenvergleich

Suchereinblick (Verschlußzeit und Blende oben eingespiegelt - das war zu jener Zeit ebenfalls noch sehr selten). Leider verliert das Sucherbild im direkten Vergleich mit einer zeitgenössischen Pentax in der Qualität (Helligkeit, Verzerrungsfreiheit) um Längen..!!

Scuherbild

Bedienungsanleitung Ultramatic-CS deutsch

englische Bedienungsanleitung: http://yandr.50megs.com/vt/cs/cs.htm

Japanische SLRs mit Zentralverschluß:  http://www.lausch.com/fuenfterteil.htm

Ultramatic CS von Manfred Bock: http://www.designundphoto.de/seite%20ca0340voigtlaender%20ultramatic%20cs.htm

Die zeitgenössische Voigtländer-Werbung zielte auf die optischen Qualitäten: "weil das Objektiv so gut ist" (because the lens is so good)

Bessamatik-Werbung
Bessamatic
- sie kostete mit dem 2/50mm Ultron DM 808,- - vor Lockhead Super-Constellation - erstes Nachkriegs-Transatlantikflugzeug der Lufthansa.

Wie ist nun die Ultramatic vor dem Hintergrund des Niedergangs der Firma Voigtländer zu bewerten?
Meine Antwort: Hier hat man ein Modell entwickelt dass der Markt nicht brauchte. Vielleicht weil die Konzernmutter Zeiss-Ikon bloß diesen Freiraum ließ, und keine Mittelklassen-Schlitzverschluß-SLR erlaubte um ihr geliebtes Spitzenmodell Contarex zu schützen, dessen Verkaufszahlen gleichwohl unter allen Erwartungen blieben.
Der Niedergang des Hauses Voigtländer


KOWA SET-R

Leider bleiben die Deutschen noch nicht einmal in dieser Neben-Nische, den Zentralverschluß-SLRs, unangefochten und qualitätsführend.
1968 baut die japanische Firma KOWA (die bloß als Hersteller preisgünstiger Mittelformatcameras jemals einen bescheidenen Bekanntheitsgrad erreicht) eine Zentralverschluß-SLR mit TTL-Belichtungsmessung und voll wechselbaren Objektiven, die SET-R. Ihr Standardobjektiv wird sogar ein Quentchen lichtstärker gemacht, f/1.9, später sogar f/1.8. Es ist ihre siebte SLR, ihre zweite mit wechselbaren Objektiven - angefangen damit haben sie 1959 - und sie haben dazugelernt. Sie kann zwar nicht mit Blendenautomatik glänzen, ist aber zuverlässiger und reraturfreundlicher als die Ultramatic je war, hat Rückschwingspiegel, und ist viel günstiger. Der Sucher ist dank (relativ breiten) Fresnellringen viel heller. Und es gibt ein kleines aber feines Objektivprogramm von 28 bis 200mm Brennweite.

Kowa

Kowaset

Links Voigtländer, recht Kowa: Seiko gegen Synchro-Compur.... Seiko (Uhren- und Verschlußhersteller) gibt es heute immer noch, die Münchner Firma Deckel - deren Compur über dreissig Jahre lang Synonym für Zentralverschlüsse war - leider nicht mehr...

Der KOWA sieht man den Zentralverschluß kaum an. Sie ist klein, leichtgewichtig und harmonisch, typisch japanisch - the Pentax way - gestylt.

Ein großer Verkaufserfolg ist sie ebenfalls nicht. Ihr Nachfolger SET-R2 ist die letzte Zentralverschluß-SLR überhaupt....

Zur eigenen Seite der KOWA Zentralverschluß-SLR...

Kowa

Ihr Kommentar zu meinen Voigtländer Seiten ???

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