Die Firma IHAGEE ist eins der Aushängeschilder der DDR für HiTech und Exportwirtschaft und wird gut mit Rohstoffen versorgt auch wenn sie eigentlich einem vor den Nazis geflohenen Holländer gehört (der das Werk nie zurückerhalten wird). Die Weiterentwicklung kommt langsam zum Stillstand. Wie überall in der DDR-Wirtschaft wird kaum in neue Anlagen und Techniken investiert und vom Substanzverzehr gelebt. Auch mit der Exakta geht es langsam aber sicher bergab. Ihre Tage als unangefochtene Nr. 1 der Kleinbild-SLR-Technik sind gezählt. Oberes Bild: Schneider Xenon 1.9/50mm Automatik f. Exakta, Serie I (Mitte 1954); Vorgängerversion zu meinem Objektiv (Messing verchromt, 400g) |
1951 setzt weltweit die
ostdeutsche EXAKTA VX der IHAGEE Werke Dresden die Standards der SLR
Technik. Sie ist die ausgereifteste ihrer Klasse und teurer als eine
Schraub-Leica. Im Prinzip ist sie immer noch dieselbe Camera wie die
KINE-EXAKTA von 1936, die ihrerseits eine Weiterentwicklung der Exakta
für 127er (4.5cm breiten) Rollfilm (Exakta-A)
von 1933 ist. Das sieht man am etwas altertümlichen
Design. Trotzdem ist die Verarbeitung der Camera immer noch
spitzenmässig. Dafür wiegt sie etwas mehr und ist größer als die
Konkurrenz, hat auch in der Bedienung einige Eigentümlichkeiten. Sie ist die erste Kleinbildcamera der Welt mit Filmtransporthebel anstatt Kurbelrädchen. Dieser ist auf der linken Cameraseite angebracht, ebenso der Auslöser und das Verschlußzeitenrad für Kurzzeiten (-1/1000s). Ein weiteres modernes Bedienungs-Feature ist die abklappbare Rückwand zum Filmeinlegen. Langzeiteneinstellung und Selbstauslöser befinden sich rechts, ebenso die Filmmerkscheibe. Diese Anordnung hat man anscheinend gewählt um Patentstreitigkeiten mit der eifersüchtigen Wetzlarer LEITZ-Werken aus dem Weg zu gehen. Als ulkigste Eigentümlichkeit hat die Exakta einen Filmabschneider um bei Verwendung von Filmpatronen teilbelichtete Filme entnehmen zu können. Exakta-OBJEKTIVE: Kein bedeutender Hersteller kann es sich leisten auf Objektive im Exakta-Bajonett zu verzichten. Leider hat es nur 37mm Innendurchmesser (verglichen mit 40,5mm bei M42) und ist deswegen für Blendeninnenübertragung (Springblende) etwas zu klein. Hersteller wie Carl Zeiss Jena und Schneider-Kreuznach beauen daher Ansätze an ihre Objektive die die Blende auf den voreingestellten Wert schließen und dem Cameraauslöser vorgeschaltet sind. Eine besonders elegante Lösung ist das nicht; der Auslöseweg verlängert sich erheblich. Im Oktober 1954 baut Schneider-Kreuznach das erste schwarz lackierte Leichtmetallobjektiv, ein 1.9/50mm Xenon. Zusammen mit dem Meyer-Görlitz Primoplan 1.9/58mm das lichtstärkste SLR Standardobjektiv der Welt - es gilt als das modernere Design und schärfere der beiden. Entwickelt von A.W. Tronnier kurz vor dem Krieg, der später hauptsächlich für Voigtländer arbeitet. Zeiss-West und Leica wären in diesen Jahren um ein solches Standardobjektiv froh! Trotz des Druckblenden-Aufsatzes wiegt das Objektiv nur 165g. Die Naheinstellgrenze beträgt 75cm. Es sind die besten Jahre für den Optikhersteller am Fuße des westdeutschen Hunsrück. Bessere werden nicht mehr folgen. Man zählt mit den ostdeutschen Carl Zeiss Werken und Voigtländer zu den besten drei Objektivherstellern der Welt. In zwei Jahren baut man 2 Mio. Objektive. In den Jahren die folgen, werden japanische Firmen, allen voran NIKON, nicht bloß mit ihren modernen bedienungsfreundlichen Cameras, sondern auch den leistungsstarken leichtgewichtigen schwarzen (dann eloxierten) Objektiven den Deutschen Herstellern das Fürchten lehren! Das lichtstärkste Standardobjektive zur EXAKTA (58/1.2)
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1954 war dann Zeit für die
erste japanische Innovation auf dem
Camerasektor - dem ersten Rückschwingspiegel mit Zwangskupplung
(Asahiflex-II). Hier zeigte sich erstmals die Unbeirrbarkeit
japanischer Ingenieurskunst - während man in Dresden die guten Ansätze
der Praktflex 15 Jahre lang nicht weiterentwickelt hatte.... In JAPAN machte man indessen zwar ingenieursmässig große Fortschritte, aber es dauerte noch bis 1956/ 1957 bis man selbstbewusst genug war den Cameras auch desginmässig ein eigenes Gesicht zu geben, das nicht mehr an die "deutschen Vorbilder" erinnerte. Bezeichnenderweise gelang dies den drei führenden Japanischen Cameraherstellern mehr oder weniger gleichzeitig: |
Gewicht (ohne Objektiv) in Gramm |
Gehäuselänge in mm (mit
Rückdeckelmechanismus, ohne Tragösen) |
Gehäusebreite (ohne
Spiegelkasten) |
Gehäusehöhe (ohne
Bedienelemente, Sucher/ Prisma) |
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Kine-Exakta (1936) |
727 |
152 |
46 |
65 |
Praktiflex
(1939) |
580 |
154 |
36,0 |
72,0 |
Contax D
(1953) |
554 |
147 |
33,6 |
68,4 |
Pentax (1957) |
560 |
145 |
33,0 |
68,0 |
Sonnar 2/57mm für SLR (M42) "Zeiss Ikon Dresden": Nur 5 Exemplare bekannt |
beide Photos (c) Alexander Schulz |
Gewicht in Gramm (mit Rückdeckel) |
Linsen/ Gruppen |
Länge (bis Kameraauflage) in mm |
Max. Durchmesser |
Filtergewinde |
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Anastigmat Victar 1:2.9 f=5cm
(Ludwig/ Dresden) |
110g |
3 / 3 |
21 |
41,5 |
- |
Xenon 1.9/50mm (1954 - Exakta
mit Druckblende) |
164g |
6 / 4 |
41,2 |
57,2 |
46 |
Xenar f:4,5 F=10,5cm
Schneider-Kreuznach |
386g |
4 / 3 |
85 |
53 |
34? |
Carl Zeiss Jena Biotar 2/58mm |
200g |
6 / 4 |
45 |
60 |
49 |
Takumar 1:2.0 f=58mm (Asahi
Optical) |
188g |
6 / 4 |
33,5 |
54 |
46 |
Eine der besten Gründe für
den "User" eine EXAKTA zu kaufen ist, um das
legendäre BIOTAR 75/1.5 von CARL ZEISS JENA
daran zu verwenden. Das Objektiv gab es am längsten, und gibt es heute
noch am häufigsten, mit Exakta-Anschluss. Für den Aufpreis den dieses
Objektiv in M42 heutzutage kostet, bekommt man locker eine schöne
EXAKTA... Es ist eins der bestgeeignetsten Objektive für "weiche" (hautfreundliche) Portraits, wenn bei offener Blende verwendet. Wie das Biotar 58/2.0 mit dem es konstruktiv eng verwandt ist, ist es ein ausgesprochener Warmzeichner (mit Tendenz zum Rotstich), was auch an der tiefblauen T-Vergütung liegen kann. Das Bokeh erfüllt allerhöchste Ansprüche. Weiter abgeblendet, etwa auf f/2.8, lassen Kontrast und Schärfe eine uneingeschränkte Verwendung auch heutzutage zu. Es war etliche Jahre das lichtstärkste Teleobjektiv der Welt, ist aber keineswegs unhandlich und schwer an der EXAKTA, sondern schön ausgewogen. Mit dem hellen Sucher der EXAKTA ist es gut zu fokussieren - für ein Objektiv dieser Größe und dieses Alters geradezu sensationell leichtgängig (der Frontteil dreht dabei nicht mit); ich hatte damit im Nahbereich weniger Focus-Ausrutscher als mit manch anderen hochlichtstarken Teleobjektiven. Und die Qualität der damit gemachten Bilder hat mich dann wirklich überrascht... |