CANON SLRs der 1970'er Jahre (III)

(c) Frank Mechelhoff                NEU Jan.2024 

Canon F-1 - 1971 - Erste Profi-SLR von Canon...

Canon F1, Nikon F
Auf der PHOTOKINA 1970 stellte CANON seine neue Spitzenkamera vor und erregte damit erhebliches Aufsehen: Wechselbare Sucher und Einstellscheiben, ein solides Gehäuse, 1/2000s als schnellste Verschlusszeit, TTL-Offenblendmessung mit einem großen Satz neuer Objektive : FD-Mount genannt - es war bereits die dritte Version ihres, 1959 erfundenen Außenbajonetts. CANON zeigte, dass man wieder an der Spitze und im Profisegment mitmischen wollte. Dies war seit zwei-drei Jahren fest in der Hand des Konkurrenten NIKON (PENTAX mischte mit ihrem Erfolgsmodell Spotmatic auch noch mit, bot aber weder Wechselsucher noch Offenblendmessung. ZEISS-IKON und LEICA waren schon in die Knie gegangen oder abgeschlagen und spielten keine Rolle mehr).

Bis zur Markteinführung dauerte es dann noch bis zum März 1971.

Was war geschehen?

CANON hatte in den 1950'er Jahren mit ihren Messsuchercameras einen sehr guten Ruf erworben und sich zu einem zahlen- und qualitätsmäßig führenden Camera- und Objektivhersteller in Japan gemausert. Aber leider in den 1960'ern das SLR-Geschäft komplett verbockt, mit Konstruktionen die am Markt vorbeigingen (Canonflex, Pellix...), und mehr und mehr Marktanteil verloren - gegen Erzrivalen NIKON und sogar Newcomer PENTAX. Zu Anfang der 1970'er hielten hauptsächlich noch die Kompaktkameras und Tischrechner das Geschäft aufrecht. Mit der CANON FT (QL) war man 1966 endlich wieder auf dem richtigen Dampfer angelangt. Indes, mehr als eine Pentax Spotmatic (1964) bot sie auch nicht, sie war eine etwas schwere und große, ganz normale SLR mit Nachführmessung bei Arbeitsblende, wie sie jeder große Hersteller im Programm hatte. Nach dem Übergang zum FD-Bajonett verbesserte man sie (auch 1971) zur FTb (mit Offenblendmessung), da war sie dann eine wirklich gute, robuste, erschwingliche SLR...

Canon F-1, Nikon F

Was bot das Spitzenmodell CANON F-1 nun Neues gegenüber der, immerhin schon seit 1959 gebauten, Nikon F ?

Neben der vorerwähnten 1/2000s in erster Linie eine abklappbare Rückwand - man stelle sich vor, Nikon F-Nutzer mussten bei Verwendung der - immer mehr in Mode kommenden - großen klobigen Motoren (die noch externe über sperrige Kabel angeschlossene Batterieteile hatten!) - zum Filmwechsel immer erst den Motor abschrauben! Bei 6 Bildern pro Sekunde hatte der Fotografen-Assistent die Hände voll mit Arbeit!

Drittens, die TTL-Belichtungsmessung in der Camera anstatt im wechselbaren Sucher, d.h. serienmäßig mit dem kompakten Standardprisma. Das hatte Vor- wie Nachteile. Vorteil: die Camera geriet kleiner und leichter, da die mit dem Verschlußzeitenrad der Camera gekoppelten "Photomic"-Sucher die NIKON F schwerer und klobiger machten. Nachteil: Ging am Meßinstrument etwas kaputt, oder wollte man ein anderes/neueres, war der Tausch günstiger (die Photomic Sucher kosteten etwa 1/3 soviel wie eine komplette Camera). Wobei die Verbesserungen bei bei den Photomic-Suchern der Nikon F unbestreitbar gewesen waren.

Viertens, die FD-Objektive waren fast alles neue optische Berechnungen und in der mechanischen Qualität Nikon ebenbürtig oder überlegen. Sie waren überdies unkompliziert anzusetzen, d.h. ohne sie vorher auf Blende 5.6 einzustellen vor dem Wechsel und dann "Rechts-Links-Ritsch-Ratsch" - was bei NIKON der Preis für eine beispiellose Vorwärts-Rückwärts-Kompatibilität von Objektiven und Cameras war, wo CANON Fehlanzeige bot....

Ansonsten war die CANON F-1 der Nikon F vor allem ähnlich - was bei deren guter Ergonomie ja kein Fehler war: Ungefähr gleich groß (mit Stanardprisma), gleich schwer, mit dem Auslöser weiter vorn am Gehäuse, wo er besser platziert ist. Sogar der Name war ähnlich.

Canon F-1, FD 55/1.2
        SSC
Bild: Canon F-1 "Montréal 1976" mit zeitlich passendem 1.2/55 S.S.C.

NIKON schlief allerdings auch nicht, nach Vorstellung der Canon F-1. Bloß 6 Monate nach deren Markteinführung, im September 1971, präsentierten sie ihr Update, sinnigerweise F2 genannt..:

- Auch 1/2000s Spitzenzeit,
- Auch den Auslöser vorne auf dem Gehäusedeckel,
- Auch abklappbare Rückwand (das wurde langsam wirklich Zeit, Pentax hatte sie schon 1957 gehabt)
- Auch Batterie in der Camera, anstatt im Sucherprisma,
- allerdings keine TTL-Messung im Cameragehäuse. Dazu wurden weiterhin Photomic-Sucher benötigt (die aber keine eigene Stromversorgung mehr haben und daher nicht mit dem Modell F austauschbar sind). Der erste, DP-1 genannt, funktionierte bereits mit 1.5V Batterie (statt Quecksilber 1.35V wie bei Konkurrenz und Vorgängermodellen) und besser im Dunklen (EV 1-17 anstatt EV 2.5-18 bei der Canon F-1). 1973 kam dann ein noch sensiblerer, DP-2 genannt, mit EV -2-17, und LEDs anstatt Zeigern. 1976 der DP-3 mit Silizium- anstatt langsamen CdS-Zellen. Wie gesagt, die separaten Prismen boten auch Vorteile - in einem Segment mit sehr langen Lebenszyklen! Allerdings: So oft schlugen nicht mal die Profis die klobigen Photomic-Sucher an Hausecken an, dass sie alle 2 Jahre ausgetauscht gehörten...

Immerhin, Nikon war damit erfolgreich. Die F2, eher eine "sanfte Weiterentwicklung" der F statt ein grundlegend neues Modell, verkaufte sich 816.000 mal in 10 Jahren, also fast soviel wie die Nikon F (862.200 in 10 Jahren). Die Canon F-1 dagegen (mit 380.000 in 11 Jahren) schaffte es nicht NIKON vom Thron zu stoßen. Und das Umgekehrte wie 1971 passierte 1980: Nun machte Canon ein "Update": Canon New F-1 - und Konkurrent NIKON ein komplett neues Modell, die F3. Und die New F-1 wurde nur 250.000 mal verkauft, in 10 Jahren, die F3 hingegen 750.000 mal, und erst im Jahr 2001 eingestellt.

Canon F-1 und EF
Bild: Canon F-1 "Montréal 1976" neben ihrer elektronischen Schwester EF mit Blendenautomatik und dem "konkaven" FD 2/35 mit "Chromnase"

Zurück zur CANON Hauptseite