ZEISS IKON und VOIGTLÄNDER Objektive (Leica M Bajonett)
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Neu 27. Sept./ 8. Okt. 2006


Zeiss-Ikon

2006 ist nicht nur als das Jahr der neu vorgestellten digitalen LEICA M8 für den Freund klassischer Messuchercameras von äusserstem Interesse. Auch in der Kooperation Zeiss/ Cosina gab es im Juni eine interessante, gänzlich unerwartete Neuigkeit: die Wiederauflage des Sonnar mit den klassischen Daten 1.5/50mm. Bereits eineinhalb Monate früher hatte Voigtländer (Cosina) die Wiederauflage des klassischen "Heliar"-Objektivs von Voigtländer zusammen mit einer Jubiläumscamera zum 250-jährigen bestehen des Firmennamens angekündigt. Beide Objektive erschienen fast gleichzeitig und mein Bestreben war es diese interessanten, wenn auch völlig unterschiedlichen Objektive in einem Vergleich zu testen.

ZEISS-IKON Rangefinder mit C-Sonnar 1.5/50mm


Zeiss brachte im August 2006 zum ersten Mal seit der Produktionseinstellung der Contax IIIa 1962 wieder ein Kleinbild-50mm Objektiv mit der Anfangsöffnung f/1.5 und der Bezeichnung Sonnar heraus. Ich hatte Gelegenheit dieses Objektiv zusammen mit der im August 2005 herausgekommenen Zeiss-Ikon Messuchercamera über einen Monat lang zu testen. Meine Vergleichsobjektive waren das ebenfalls neue Voigtländer Classic-Heliar 2.0/50mm und ein ca. 50 Jahre altes Canon 1.5/50mm in Leica Schraubgewinde. Leider verfüge ich über keine Messucher-Contax, und authentische Zeiss-Sonnare mit Schraubanschluß sind schwer erhältlich und optisch meistens auf dem Stand von 1936. Das Canon 1.5/50mm entspricht optisch dem besseren Nachkriegsstandard und hat unter Kennern einen guten Ruf insbesondere bei mittleren Entfernungen und Blendenstufen und zeigt in den Ergebnissen den "typischen Sonnar-Look". Das neue Classic-Heliar von Voigtländer ist ein für "Objektivhistoriker" beinahe ebenso interessantes Objektiv wie das C-Sonnar und kostet mit Camera den gleichen Betrag wie das C-Sonnar allein.

Das C-Sonnar ist das lichtstärkste im ZM-Objektivprogramm, kostet mit ca. 950 EUR etwa die Hälfte mehr als ein Planar 2/50mm und ist etwas schwerer (250g statt 210g), breiter (46mm statt 43mm Filter), dafür aber kürzer (45mm Länge anstatt 51mm). Es fokussiert, wie das Sonnar der fünfziger Jahre, nur bis 0.9m Entfernung, was mit einer Vierteldrehung erreicht ist. Für angeschnittene Portraits ist das bereits zu knapp und deutet auf darauf hin dass die optische Korrektion des Nahbereichs wohl nicht so einfach ist. Das Planar fokussiert hingegen bis 0.7m. Die von Zeiss veröffentlichten MTF-Diagramme deuten darauf hin dass das C-Sonnar die hohe Leistung des Planars abgeblendet nicht ganz erreicht, bei offener Blende etwas weicher arbeitet und einen gewissen Leistungsabfall zum Rand zeigt. Dennoch ist anzunehmen dass viele Benutzer diese Einschränkungen für ein fast eine Blendenstufe lichtstärkeres Objektiv hinnehmen - Fotografieren bei schwachem natürlichen Licht ist ja eine Domäne der Messucher-Fotografie - und das C-Sonnar als Standardobjektiv nachfragen werden. In diesem Sinne wird es kein Objektiv für "Spezialisten" werden.

ZI, Canon

HANDHABUNUNG DES C-SONNAR


Das C-Sonnar ist präzis, seidenweich und schnell zu handhaben und einzustellen. Der kurze Fokusweg lässt die Schärfe "springen" und die Blendeneinstellung in 1/3-Stufen ist deutlich, aber dennoch weich rastend. Laut Zeiss steht das "C" für compact, man könnte es auch als classic deuten. Es ist kompakter als die aktuellen Neukonstruktionen von Leica. Verglichen mit den RF-Objektiven der 50er Jahre, und auch manchen SLR-Objektiven wie das in seiner Leistung wegweisende Planar 1.4/50mm zur Rollei SL35/ Contax RTS von Dr. Glatzel von 1972, ist es nicht kompakter. Das Sonnar zur Contax RF hatte bloß 40mm Filter, war damit auch in der Fassung schmäler und streulichtanfälliger. Man sollte es ohne Streulichtblende nicht verwenden. Zum neuen C-Sonnar gibt es gar keine Sonnenblende. Ist Zeiss derartig überzeugt von der Streulichtunempfindlichkeit?
Mit 46mm Filter verwendet man ein gängiges Mass sowohl im ZM-Objektivprogramm, als auch im klassischen Kleinbildbereich. In den 60er Jahren ware 46mm Filter Standard bevor 49mm und grössere Grössen häufiger wurden.

C-Sonnar IST ES EIN ECHTES SONNAR?

Von 1932 bis Ende der 50er Jahre waren das Zeiss Sonnar und seine Nachbauten und Weiterentwicklungen die optisch besten und lichtstarken Standardobjektive für Kleinbildfilm. Mit dem Aufstieg der SLR Cameras in den 60ern waren preiswertere Objektive mit langer Schnittweite (um vor dem Spiegel Platz zu haben) gefragt. Das Sonnar 1.5/50mm kostete 1955 DM 435 (den Gegenwert von zwei damaligen Durchschnitts-Monatslöhnen) und konnte da trotz hervorragender optischer Eigenschaften nicht mithalten. Die Herstellung der dreifach verkitteten Gruppen war aufwendig und teuer, die Planar- und Ultron-Typen einfacher zu fertigen. Manche Hersteller versuchten auch die Vorteile von Sonnar und Planar zu verbinden und lösten die hintere verkittete Dreiergruppe auf. Aber auch diese Lösungen setzten sich nicht durch.
Freunde historischer Objektive waren in der Vergangenheit nicht immer einverstanden wie die ZEISS AG als Eigner der Handelsmarken Sonnar, Planar und Tessar in der Benamungspraxis vorging: So gab es etliche Ernostar-Designs der Lichtstärke f/2.8 die als Sonnar vertrieben wurden, und das "Sonnar" ZM 2/85mm ist in Wahrheit ein waschechter Planar-Typ.


Der Erfinder des Sonnars, Ludwig Bertele, kam 1932 über das Ernostar zum Sonnar-Typ. Damalige Glassorten und noch nicht erfundene Vergütung erzwangen gebieterisch Verminderung der optischen Gruppen zur Vermeidung interner Reflexe. Daher haben alle klassischen Sonnare 6 oder 7 Linsen in bloß 3 optischen Gruppen, darunter mindestens ein verkittetes Triplet. Beim C-Sonnar des Jahres 2006 ist das erste Triplet Bertele's aufgelöst, das dritte Element durch eine "Luftlinse" ersetzt. Die Objektivhälfte vor der Blende sieht somit einem Planar ähnlich. Jedoch ist das verkittete Triplet hinter der Blende beibehalten. Somit kommt das C-Sonnar trotz der Daten "6 Elemente/ 4 Gruppen" dem Ursprungstyp Berteles näher als alles was nach 1962 gebaut wurde.

HANDHABUNG DER ZEISS-IKON

Die Zeiss-Ikon ist eine sehr durchdachte, bestens konstruierte und verarbeitete Camera, die sofort und intuitiv zu bedienen ist (was auch selbstverständlich sein sollte für eine Messuchercamera). Ihr Glanzpunkt ist zweifellos der um 0,7 verkleinernde, sehr helle Sucher inklusive Einspiegelung für 28mm Rahmen (auch mit Brille gut sichtbar), was sie prädestiniert für den Schwerpunkt Weitwinkelfotografie. Alle Bildrahmen bis 85mm sind sehr klar und deutlich. Die rechte untere Sucherecke verzeichnet etwas tonnenförmig - das mögen manche als störend empfinden.
Die Verschlußzeiten leuchten als Reihe neben dem linken Bildrand auf. Ich empfand sie als viel zu weit nach außen gerückt, bei gewissen Durchblickwinkeln unsichtbar und bei hellem Tageslicht zu unscheinbar. Man muß richtiggehend nach ihnen Ausschau halten und kann nicht gleichzeitig fokussieren. Ein gravierender Handhabungsnachteil und schon mein Hauptkritikpunkt an der Camera.
Der ganz ans linke Eck gerückte Sucher erlaubt eine breite Messbasis und verlangt damit die Verlegung der Rückspulkurbel nach unten (was es schon bei der Rollei 35 gab). Meines Erachtens die konstruktiv beste Lösung. Man muss sich bloss etwas daran gewöhnen dass die Rückspulrichtung genau andersherum ist als mit oberer Kurbel. Jedoch ist deren Bedienung sehr weich und bequem.
Der Filmtransport der Zeiss-Ikon wurde häufig als zu leichtgängig kritisiert (schlechtes Feedback ob wirklich Film transportiert wurde). Das empfinde ich bei der Bedienung nicht so. Der Auslöser arbeitet sehr schnell und weich, mit kurzem Auslöseweg und dennoch deutlichem Druckpunkt.
Der Verschlußzeitenknopf hat keine Sperre für die Zeitautomatik, die in 1/3-Stufen zwei Blendenwerte über- oder unterbelichtet werden kann. Daran anschliessend sind die Zeiten von 1/2000s bis 1s und B, demzufolge finden sich viele Einstellungen auf dem nicht so grossen Zeitenrad. Dessen Zahnung empfand ich als hakelig und unangenehm. Man neigt dazu dessen Bedienung zu vermeiden und stattdessen die "AEL"-Einstellung (Automatik-Look) auf der Hinterseite neben dem Sucher zu benutzen. Dessen LED leuchtet dann ganz unscheinbar weit unten im Sucher auf.
Die Camera liegt auch ohne ausgeformte Griffmulden sehr gut in der Hand und vermittelt ein ausgepägt stabiles und hochwertiges Präzisionswerkzeug-Gefühl. Auch bei Verwendung ohne Tasche ist die silberne Lackierung sehr abriebfest. Die Belederung fasst sich sehr angenehm an und vermittelt (was eigentlich nicht sein kann) den Eindruck echten Leders. Optimal positioniert sind die Cameraösen, an denen man die Camera mit angesetztem Objektiv und dem mitgelieferten brauchbbaren Gurt um den Hals baumeln lassen kann ohne dass sie kippelt.

ZI

VERGLEICH MIT DER BESSA-R3M

Ich hatte die Gelegenheit die Zeiss-Ikon neben meiner Voigtländer Bessa R3M zu benutzen. Im unmittelbaren Vergleich wird deutlich warum die Bessa nur die Hälfte kostet - obwohl auch sie keine schlechte Camera ist oder ein minderwertiges Gefühl vermittelt. Die Handhabung des Gehäuses ist jedoch nicht so gut. Die Cameraösen sind wie eh und je bei der Bessa falsch positioniert: die Camera kippelt mit jedem möglichen Objektiv wenn man sie mit Gurt trägt. Die R3M ist mit ihrem 1:1-Sucher wie geschaffen für die Reportagefotografie mit 50mm oder längerbrennweitigen Objektiven. Sie hat keine Zeitautomatik sondern manuelle Einstellung. Die Belichtungseinstellungen werden von +2 nach -2 in halben Blendenstufen von links nach rechts unten angezeigt und sind besser sichtbar als die der Zeiss-Ikon. In der Mitte befindet sich eine Null die bei korrekter Einstellung aufhört zu blinken. Ich empfand das Blinken als eher unnötig und belästigend, bin allerdings auch seit Jahren die etwas zu schroffe, bloss dreistufige LED-Anzeige der Bessa-R gewöhnt. Gegenüber der sägezahnartigen Zeitenradeinstellung der Zeiss-Ikon ist die Verschlusszeiteneinstellung der Bessa schwergängiger rastend - in meinen Augen weit mehr als nötig. Aber auch das ist bei allen Bessas bisher so gewesen.
Durch den wohl einen "klassischen" Look vorgaukeln sollenden gezackten Rückspulknopf ohne wirkliche Funktion (er enthält eine ausklappbare brauchbare Kurbel) wird unnötig Platz auf der Cameraoberseite verschwendet und die Camera verhakt sich in engen Taschen wie das bei der Bessa-R/R2 nicht der Fall war. Ich bin darüber recht verärgert denn der Hauptgrund eine Messuchercamera einzusetzen ist für mich ihre Kleinheit, und dass man sie "nebenbei" mit sich tragen kann. Ich mag daher über solche Details nicht hinwegsehen.
Auch ist die Messbasis damit so kurz wie eh und je bei der Bessa, und da die neueren Modelle in vielen anderen Punkten verbessert wurden, wird dies nun von den meisten Benutzern als Hauptkritikpunkt betrachtet. Die richtige Lösung wäre wie bei der Zeiss-Ikon die Sucherplazierung im Eck mit Verlängerung der Messbasis um 15-20mm auch ohne Umlenkung der Verschlußzeitenradachse, und die Verlegung der Kurbel nach unten. So im Zentrum, wird der Sucher schon bei nicht sehr großen Objektiven, oder mit aufgesetzter Sonnenblende in den Ecken abgeschattet. Mit dem schmalen Classic-Heliar gibt es aber keine Probleme. Dennoch ist, wie die Erfahrung gezeigt hat, die Fokussierung auch verhältnismässig lichtstarker Objektive (ausgenommen die Noctilux-Klasse) mit der R3M kein Problem für Leute mit guten Augen. Verglichen mit der Zeiss-Ikon bemerkt man beim Fokussieren oder in den Ergebnissen kaum einen Unterschied. Mit der ebenfalls verkleinernden R2M mag es sich anders verhalten.
Blickt man von vorne in die Objektivöffnung, sehen beide Cameras gleich aus. Der Verschluss hört sich bei beiden exakt gleich an (satt und relativ leise für einen Metall-Lamellenverschluss). Der Auslöseweg der (an dieser Stelle elektronik-freien) Bessa-R3M ist geringfügig länger, aber noch nicht schwammig.

ZI Bessa R3M Shutter Die schwarze Lackierung der R3M gefällt mir ausgesprochen gut, wenngleich man Fingerabdrücke sofort an ihr sieht. Die Belederung ist griffig, aber gummiartig und unangenehmer im Gefühl als das "Leder" der Zeiss-Ikon. Trotz der neuen Metallschalen ist die R3M bloss 430g schwer, fühlt sich aber nicht "zu leicht". Die nur geringfügig (3mm) längere aber 7mm niedrigere Zeiss-Ikon vermittelt mit ihren 460g ein Gefühl von etwas mehr "Materialdichte". Ich denke man tut keiner der beiden Cameras Unrecht - weder der Zeiss-Ikon die das Segment der hochwertigen, und -preisigen LEICA M7 angreift, noch dem seit Jahren in harten Einsätzen bewährten, konstant berbesserten Bessa-R-Familie - wenn man davon ausgeht dass abgesehen von Teilen der Elektronik sowie des besseren Suchers der ZI, sowie der hochwertigeren Aussenmaterialien beide konstruktiv sehr ähnlich sind.


DAS CLASSIC-HELIAR 2.0/50mm

Dieses Objektiv gibt es in silber oder schwarz, nur mit der Bessa R2/3M "Jubiläumsausgabe 250 Jahre Voigtländer" in limitierter Stückzahl. Beides zusammen kostet rund 300 EUR weniger als das günstigste, ebenfalls versenkbare Leica M-Objektiv, das um eine Blendenstufe schwächere ELMAR-M alleine.
Das Set kommt in einer speziellen Pappkiste mit Cameragurt, Objektiv-Vorderdeckel und Sonnenblende, aber ohne Objektiv-Rückdeckel oder Cameragehäusedeckel. Das Objektiv ist sehr hochwertig gefertigt und lediglich zur Hälfte versenkbar. Die Beschädigung irgendeiner M-Bajonett-Camera dürfte damit ausgeschlossen sein.
Wie bei den klassischen Heliar-Konstruktionen von Voigtländer Braunschweig sind die Linsen nur gering gewölbt, von geringer Brechkraft und das Objektiv somit für die Brennweite lang. Vermutlich deswegen hat man die versenkbare Lösung gewählt.

Heliar Darunter leidet auch ein wenig das Handling weil der Fokusring doch etwas schmal ist. Der Blendeneinstellring ist angenehm griffig und bis f/11 in halben, von f/11 nach f/16 in einer Stufe gut rastend. Jedoch sind die Stufen nicht egalisert wie heutzutage üblich, sondern werden wie bei alten Objektiven zur kleinsten Öffnung hin immer kleiner. Ich empfand dies nicht als Handhabungsnachteil. Allerdings sollte der Verriegelungspunkt beim Ausfahren des Objektivs für meinen Geschmack deutlich härter sein als die Blendenstops, sonst befürchtet man rein gefühlsmässig dass sich das Objektiv wieder entriegelt beim Abblenden. Es fokussiert lediglich bis 1m - für angeschnittene Portraits zu wenig, im Gegensatz zur Nahgrenze 0,7m beim Elmar-M. Das Elmar ist auch in der silbernen Messing-Ausführung etwas leichter und lässt sich tiefer versenken (37,6mm/ 21,6mm beim Elmar-M, 38,5/ 29mm beim Classic-Heliar)

Das Gewicht des Classic-Heliar beträgt für das kleine Volumen deutlich fühlbare 260g und ist somit schwerer als das Zeiss C-Sonnar, vermutlich durch den Einsatz von viel Messing anstatt Leichtmetall. Das Filtergewinde ist mit 39mm ein typisches Leica-(wenn auch kein gängiges Voigtländer-) Mass.

Die effektive Gegenlichtblende wird auf den, bei neueren Voigtländer- und allen neuen Zeiss Ikon Objektiven typischen verchromten Bajonettanschlüssen verriegelt; der Objektivdeckel lässt sich dann noch entfernen, aber durch die enge Öffnung nur schwer wieder aufstecken weil die Halteflächen anders als beim Zeiss-Objektiv nicht angerauht sind. Umgekehrt lässt sie sich die Sonnenblende nicht verriegeln, aber immerhin (zum Platzsparen in der Tasche) lose aufsetzen.

Im Gegensatz zu den sonst bloß nur "Heliar" benannten anderen Objektive zur Bessa R-Serie ist das "Classic-" Heliar ein echter Heliar-Typ, d.h. mit 5 Linsen in 3 Gruppen aufgebaut - ähnlich wie beim vierlinsigen Tessar (Elmar), jedoch ist hier zusätzlich das erste Element verkittet.
Was das Classic-Heliar 2.0/50mm einzigartig (und für den Sammler interessant) macht ist die Tatsache dass Voigtländer Braunschweig niemals einen Heliar-Typ als Kleinbildobjektiv ausgeliefert hat. Nach dem Krieg (1950) optisch verbessert und blau vergütet, wurde das dann Color-Heliar genanntes Objektiv typischerweise in der Rollfilm-Faltcamera Bessa II (6x9) ausgeliefert mit den Werten f/3.5 105mm.

Helia lens design

Heliar Design und (Mitte) Color-Heliar zur Bessa II (1953)

Ganz rechts: Apo-Lanthar

Link: mehr zu Objektiven von Voigtländer aus Braunschweig
Color-Heliar
Apo-Lanthar

Es war jedoch kein Hochleistungsobjektiv im modernen Sinne wie das Ultron oder Color-Skopar und zeigte deutlichen Astigmatismus bei offener Blende - vom Vertrieb so gewünscht und als "duftige Schärfe" in den Prospekten tituliert. Der Konstrukteur A.W.Tronnier baute daraufhin das mit demselben Linsenaufbau, aber neuen Gläsern konstruierte Apo-Lanthar, maximal optisch korrigiert, musste jedoch um beinahe eine Blendenstufe (auf f/4.5) zurückgehen. Das Apo-Lanthar kam 1953 heraus, wurde auch nach der Beendigung der Faltcamera-Herstellung 1955 noch lange als 6x9- bzw. Großformat-Wechselobjektiv (mit 100/105 oder 150mm) verkauft und erwarb hinsichtlich der Farbdarstellung einen hervorragenden und bis heute andauernden Ruf. An nichts anderem darf das Classic-Heliar (abgeblendet) gemessen werden. Dass es mehr als zwei Blendenstufen lichtstärker ist als das Apo-Lanthar, (und 1,5 Stufen mehr als das zum 100-jährigen "Heliar-Jubiläum" 2001 herausgebrachte 3.5/50mm) löste Erstaunen aus, selbst wenn Pentax 1954 bereits einen Heliar-Typ mit stärker brechenden Gläsern und den Daten 2.4/58mm für 3 Jahre im Programm hatte - einen der ganz seltenen Heliar-Typen für Kleinbildfilm! Das Classic-Heliar 2.0/50mm ist der vermutlich lichtstärkste jemals fürs Kleinbildformat gebaute 5-Linser.
Demzufolge waren meine Erwartungen (nicht als Sammler, sondern als Benutzer) an die Leistung bei f/2 auch nicht so hoch. Ich erwartete dass es "Bilder macht" und als Portraitobjektiv verwendbar ist: in der Mitte ausreichend scharf, mit nicht störendem Helligkeitsabfall zum Rand hin, klaren Farben und wenn möglich schönem bookeh (das beim Pentax Takumar, typisch für auf Lichtstärke "gepushte" Designs für meinen Geschmack etwas unruhig ist) und diese Hoffnungen wurden auch erfüllt.

Teil II mit Bildern folgt in Kürze!




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