ALTE MESSUCHER KAMERA SAMMLUNG  CANON/ NIKON   (Teil 2)
Frank Mechelhoff                    update 2.Jan. 2007                  This page in English language

Canon P - alias "die populäre"
Wer erfand die TTL-Belichtungsmessung ?
Canon 7 - die letzte ihrer Reihe
Canon "Dream-lens" RF 0.95/50mm
Canon RF 3.5/100mm
Jiro Mukai - optische Meisterstücke
Canon "Japanese Summicron" RF 2/35mm
Canon RF 1.8/85mm


DIE CANON P (1958)

Die, wie sie in America genannt wird, "populäre". In Deutschland war damals alles Voigtländer, Zeiss und Leica - hier kennt man sie so gut wie nicht. 1958 gebaut, ist sie auf den ersten Blick als typische CANON identifiziert. Damals wurde ein Look creiert der 30 Jahre Bestand hatte. Vergleichen Sie die klaren harmonischen Linien mal mit dem verschnörkelten Barock, was deutsche Hersteller damals anboten, und sie haben einen Grund gefunden, warum von diesen ausser LEICA keiner mehr existiert. Die Canon P war eine eigenständige Entwicklung, längst keine "Leica-Kopie" mehr. Und sie war die erfolgreichste Canon bis dahin: über 80.000 Stück gebaut - immerhin 1/3 der Stückzahl der Leica Erfolgsmodells M3. Ab hier begann es Leica wehzutun. Zwar waren die Canon V und VI schon 1-2 Jahre früher ähnlich gebaut, aber jetzt war das Design klar und ausgereift. Sie war die erste CANON, die ihre Herkunft auf einem Vorderschriftzug stolz hinausrief - derselbe Schriftzug, der schon in kleinen Lettern Vorkriegskameras geziert hatte.

Canon P mit 2/35mm

Eine tolle Reportage-Combo: Canon P Messucherkamera (1958) mit Canon 2.0/35 (1965)

Wer mit mechanischen Kameras arbeiten gelernt hat, kommt mit dieser Kamera in 5 Sekunden zurecht. Alles wie bei jeder mechanischen Kamera bis heute: Filmladen durch abklappbare Rückwand, Vorspannhebel für Film und Verschlussaufzug gleichzeitig, Metall-Schlitzverschluss, Zeiteneinstellrad für kurze und lange Belichtungszeiten von 1/1000s jeweils halbierend bis 1S und "B", Filmrückspulkurbel, Selbstauslöser..., man kommt gar nicht auf die Idee dass es damals Kameras gab die diese Selbstverständlichkeiten nicht alle drauf hatten - aber so war es.

Okay, die P hat keinen Belichtungsmesser - darauf verzichtete die Leica M4 auch 20 Jahre später noch... aber es gibt einen mit dem Verschlusszeitenring gekuppelten aufsteckbaren Selen-Belichtungsmesser, das "Canon-Meter" - sieht auf der Camera etwas höckermäßig aus (Leica baute für die M ein ähnliches).  Aber das Teil ist hinreichend genau bei normalen Lichtverhältnissen, wie man das von einer Selenzelle überhaupt nur erwarten kann, gut ablesbar und schnell bedienbar... und funktioniert batterielos! Es arbeitet mit zwei umstellbaren Empfindlichkeitsbereichen, für normales Tageslicht und Dämmerung/Indoor-Beleuchtung, und zeigt direkt den einzustellenden Blendenwert an. Ist es dunkle Nacht geworden und rührt sich der Zeiger nicht mehr, wird es Zeit Stativ und Lunasix herauszuholen.

Canon P mit "Canon Meter"

Ohne das Canon-Meter kann man sie zusammen mit Cameras der 70er, 80er und 90er Jahre auf einen Tisch legen - jeder wird sie für mindestens 10 Jahre jünger einschätzen. Das Design ist genau das, was zunächst als gewagt und ungewöhnlich gilt - bis es durch jahrzehntelange funktionale Excellenz irgendwann das Prädikat "klar und zeitlos" verliehen bekommt...

Die Canon P war nicht nur vom Design und den technischen Features wegweisend, sie war auch eine überaus solide und stabil konstruierte Kamera. Für das geringe Volumen fühlt sie sich sehr schwer an, dass man meint sie als Hammer benutzen zu können im Notfall. Die meisten dieser Cameras sind heute fast 50 Jahre alt. Bei den meisten sind die Schlitzverschluss-Vorhänge leicht verzogen was aber ihrer Funktion und Präzision keinen Abbruch tut. Einige Sucher sind etwas trüb geworden, aber selten schlimm. Die meisten dieser Cameras haben keine Generalüberholung und kaum je eine Wartung gesehen - so anspruchslos ist kaum eine deutsche Spitzenkamera jener Zeit, und heute noch weniger...

Erst vierzig Jahre später wagte wieder ein anderer, japanischer Hersteller, ein Aufsteiger wie damals CANON, nämlich COSINA, wieder eine "populäre" Messucherkamera auf den Markt zu bringen, unterhalb des Leica-Hochpreissegments: Die Voigtländer(Cosina) Bessa-R. Diese Camera schlug wie eine Bombe ein und begründete die bis heute andauernde, dritte Rangefinder-Renaissance. Der Fortschritt gegenüber der Canon P ist deutlich: TTL-Belichtungsmessung und 1/2000s. Ausserdem ist die Bessa-R etwas kürzer und 200g leichter dank Alu-Chassis. Die Gehäusedeckel sind gut lackiert, aber - wie heutzutage überall üblich - Kunststoff (die Bessa-R2 hat Metall) 

Die Canon P hatte noch eine etwas besser ausgestattete, sehr ähnliche Schwester, die Canon VI - diese habe ich hier beschrieben. Bei der Canon 7 (1961) war der Aufsteckbelichtungsmesser der Canon P sozusagen fest eingebaut - revolutionär war das nicht... Mit der Canon P kann sich der Fotograf ja z.B. entscheiden den Belichtungsmesser zuhause zu lassen (um vielleicht einen Lunasix mitzunehmen) - bei der Canon 7 geht das nicht.



WER ERFAND DIE TTL-BELICHTUNGSMESSUNG ?

TTL
TTL
"Alles bloß Kopien ?"
Am 5. Feb.1958 reicht der japanische Ingenieur Takeshi Goshima für CANON das Patent Nr. 2937582 bei den Patentbehörden der USA ein. Angemeldet wird die Erfindung einer Belichtungsmessung durch das Objektiv einer Messuchercamera, die vom Schaubild her einer Canon VI-L entspricht. Das System sieht eine manuell durch einen Hebel in den Strahlengang einschwenkbare Photozelle vor, deren Belichtungswert hernach auf einer Skala auf der Oberseite angezeigt wird - das erste Patent auf eine Spot- Belichtungsmessung.
Das System wird 1971 von Leica mit der M5 und CL tatsächlich so ähnlich in Serie realisiert.

Pentax legt ihr erstes Patent dazu (für SLR) erst über 2 Jahre später vor - auch dieses ist zu dem Zeitpunkt noch nicht serienreif. Warum?
Weil es 1958 oder 1960 noch keine Meßzellen gibt die klein und empfindlich genug sind sie in den Strahlengang einer Kleinbildcamera einzuschwenken. Das wird sich erst mit der Verbreitung batteriegespeister CdS-Zellen (ab ca. 1961) ändern. Leider scheint CANON an der Weiterentwicklung nicht dran geblieben zu sein, bringt ihre erste Camera mit CdS- Belichtungsmesser (ohne TTL) erst 1964 heraus. Die Canon 7 kommt 1961 mit herkömmlichen, außenliegenden Selenzellen auf den Markt - zumindest erprobt und weniger anspruchsvoll in der Bedienung. Vielleicht auch weil CANON schon die Zukunft in der SLR sieht und das Entwicklungstempo drosselt. Damit verlieren sie leider ihren Entwicklungsvorsprung, und in der Tat werden sie ja Mitte der sechziger Jahre vom "Newcomer" Pentax am Markt, aber auch technologisch abgehängt.... Bei der SLR gibt es ja noch das zusätzliche Problem dass keine Photozelle während der Messung das Sucherbild verdecken soll, und das wird Pentax erst 1964 mit der Spotmatic lösen.

Anmerkung: Das überhaupt erste Patent auf TTL-/ Innenbelichtungsmessung legte 1940 der große, in den letzten Kriegstagen verschollene Dresdner Exakta-Konstrukteur Karl Nüchterlein vor. Männer wie er hätten das unglückselige Schicksal der Deutschen Photoindustrie wenden können! Nüchterlein sah Messzellen im Lichtschacht und einen teildurchlässigen Sucherspiegel mit einem Anzeigeinstrument vor (DRP315262, US-Patent 2297428) - leider der konkreten technischen Realisierbarkeit weit voraus...


CANON
7 - die letzte Meßsuchercamera von Canon (1961)

Canon 7 mit 0.95/50 von oben

Für das neuentwickelte lichtstärkste Objektiv der Welt, das  0.95/50mm, musste CANON den Meßsucher der CANON VI / CANON P um 18mm verlängern weil er vom Objektiv abgeschattet worden wäre. Die neue Meßbasis betrug ca. 59mm. Für eine bessere Sichtbarkeit des 35mm Sucherrahmens für Brillenträger verkleinert der Sucher jetzt 1:0,8 (vorher 1:1). Damit ergibt sich eine effektive Meßbasis von 47,2mm gegenüber den vorherigen 41mm - ausreichend um mit dem hellen Sucher und deutlich sichtbaren Meßfleck auch die lichtstärksten Objektive zu fokussieren.  Die Technik des zweiäugigen Fotografierens - mit offenem rechtem Auge fokussieren und gleichzeitig das Umfeld mit dem linken beobachten - geht damit allerdings nicht mehr.

Klassische Bedienungselemente ganz ähnlich wie bei allen japanischen SLRs (von links nach rechts:) Rückspulkurbel, Einstellrad zur Einspiegelung des Brennweitenrahmens in den Meßsucher (35/50/85+100/135), Zeigerinstrument des Selen-Belichtungsmessers mit zwei Meßbereichen: orange - dunkel und weiß - heller (Umschalter auf der Rückseite, verdeckt). Die sich drehende Skala ist mit dem Verschlußzeitenrad gekuppelt und zeigt die einzustellende Blende an (Genauigkeit: ca. 1 Stufe). Meßbereich: etwa bis zum Sonnenuntergang.  Der darunter liegende gerade Strich markiert die Filmlage - wozu auch immer man das wissen muß! Verschlußzeitenrad (1-1/1000s, X, B und T) mit Filmempfindlichkeitseinstellung von 6 DIN/ 6 ASA (damalige Farbfilme!) bis 27 DIN/ 400 ASA. Davor die Selen-Meßzelle mit Aussparung für den Meßsucher. Der Auslöser kann verriegelt werden - zum Zurückspulen stellt man ihn auf "R". Unter dem Auslöser zeigt das Fenster den erfolgten Filmtransport. Solider Filmschnellspannhebel und automatisches Bildzählwerk.

Die CANON 7  war eine luxeriöse, äußerst solide konstruierte, aber nicht gerade leichte und kompakte Camera, verglichen mit der LEICA. Allerdings war die erste LEICA mit eingebautem Belichtungsmesser, die M5 - 10 Jahre später - ähnlich dimensioniert. Die LEICA M5 hatte ja TTL-Belichtungsmessung, und das ist auch der einzige Mangel den man aus heutiger Sicht als Fotograf an der CANON 7 vermisst... die Japaner arbeiteten in jener Zeit ja bereits dran (Nikon SPX, Pentax Spot-Matic Prototyp 1960...)  Die Ausmasse haben gegenüber der Canon-P eigentlich kaum zugenommen - auch das Gewicht ist nicht größer als das einer Canon-P mit Canon-Meter - dennoch ist die optische Wirkung wegen des Selenbelichtungsmessers voluminöser und lässt die schlanke Linie der Modelle V, VI, L und P vermissen.  Vermutlich deshalb, ist die Canon 7 weniger gesucht als die P und im Preis niedriger - für den Käufer jedoch die günstigste Möglichkeit einer RF-Camera dieser Qualität zu erwerben.  

Trotz ihres Alters und obwohl die meisten Verschlußvorhänge leichte "Knitter" aufweisen - wahrscheinlich wegen zu langer Lagerung im gespannten Zustand - laufen die Metallschlitzverschlüsse meist noch sehr präzise und auffallend leise ab. Im Falle eines Defekts ist Ersatz aus Titanfolie erhältlich (ca. 500 USD) - damit dürfte die Camera dann weitere 60 Jahre funktionieren...

Eine Eigentümlichkeit aller CANON RFs sieht man hier besonders schön:  die Position des Fokuspunktes des Objektivs ist nicht  "oben" (12 Uhr) sondern leicht zum Sucher hin versetzt (11 Uhr aus der Fotografen-Persepektive).  Warum Canon diese Position wählte ist nicht bekannt. Vielleicht hat man anfangs die Steigung des M39-Schraubgewindes der Leica falsch eingeschätzt. Man hätte es mit jedem gebauten Objektiv korrigieren können. Und das 0.95/50mm wird gar nicht eingeschraubt sondern gerade eingesetzt und dann verriegelt...

Ist Ihnen aufgefallen dass es kein Zubehörfuß gibt? Blitzgeräte wurden seinerzeit am Bajonettanschluß links neben der Rückspulkurbel angeschlossen - aber vielleicht brauchen Sie ja Platz für einen Aufstecksucher, z.B. für ein 28, 25, oder danals auch schon gebauten 19mm Weitwinkel? Dann benötigen Sie einen Aufsatz der so häßlich ist dass sie ihn garantiert nicht öfter benutzen als nötig... Nichtsdestotrotz aber selten, gesucht und teuer!

Accessory Coupler
              canon 7  

Die weitere Modellgeschichte: 1965 wurde der Selenbelichtungsmesser durch eine (optisch etwas weniger auffällige) CdS-Zelle ersetzt (Canon 7s). Das "Auslaufmodell" Meßsucherkamera sollte keine TTL-Belichtungsmessung mehr bekommen ! Aufgrund der vielen Kritik wegen des fehlenden Zubehörschuhs - die ich für überzogen halte, denn für 90% der damals verkauften Objektive benötigte die Canon 7 keinen Aufstecksucher und für den Rest war der "Accessory Coupler" eine akzeptable Lösung - war jetzt ein Zubehörfuß eingebaut, wofür aber die Anzeigeskala des Bleichtungsmessers verkleinert werden musste was deren Erkennbarkeit auch nicht gerade förderte..! Die Gehäuseabmessungen blieben dieselben. Viel besser ist die CdS-Zelle auch nicht - außerdem benötigt die Camera jetzt eine Batterie - 1.35V Quecksilberzelle bzw. deren moderne Nachfolger!  Die letzte Canon 7 wurde um 1968 herum gebaut. Zum Schluß blieben sogar viele Objektive in den Lagern übrig die bis weit in die 1970er Jahre ausverkauft wurden. Damals wollte sie keiner haben, heute sind sie rar und gesucht. Die SLRs hatten den RFs von den Verkaufszahlen her den Rang abgelaufen.


CANON RF 0.95/50mm


Kaum bekannt: Seit 1961 bis heute das lichtstärkste serienmässig hergestellte Standardobjektiv! Frontlinsendurchmesser beeindruckende 61mm (Filterdurchmesser 72mm); mit einem Gewicht von 590g wird man es kaum an der Camera vergessen, oder anschrauben wenn nicht die höchste Lichtstärke oder der besondere bildliche Effekt gefordert ist.
Die Hinterlinse war so breit dass sie die 39mm breite Objektivöffnung komplett ausfüllte aber für ein Schraubgewinde nicht genügend Platz liess. Für den Entfernungskamm musste die Hinterlinse eingeschnitten werden; sie ist also nicht rund. Das Objektiv wird nicht wie die anderen M39-Objektive verschraubt sondern (vorsichtig!) eingesetzt und dann mit dem Flansch am Aussenbajonett der Canon 7 verriegelt.

Spezialanschluss
              Canon 0.95/50
Diese Linse muss ins Cameraloch, möglichst ohne anzustossen! Rechts unten sieht man den Anschnitt für den Messucher-Kamm.  Rechts und links  steht der Verriegelungs-Flansch hervor. Nicht das Objektiv wird gedreht, sondern dieser Bügel -- um 45° und dann sitzt es fest!

Dieses Objektiv passt nur an die Canon 7 Serie. Seinerzeit wurden auch viele von Spezialisten für Leica-M umgerüstet, da Leica ein hochlichstarkes Objektiv erst 15 Jahre später baute.
Bei f/0.95 macht das Objektiv erstaunlich gute Bilder: guter Kontrast, Detailschärfe recht gering, was aber wegen des ohnehin geringen Tiefenschärfebereichs nicht unharmonisch wirkt, Hautoberflächen nicht zu kritisch scharfzeichnet und bei freundlichen Portraits ohne Blitz und Nachtaufnahmen stimmungsvoll wirkt. Abgeblendet auf f/2-2.8 ist das Objektiv wirklich scharf und auch mit heutigen Objektiven konkurrenzfähig. Da aber für mich Fotografieren und Bodybuilding oder Gewichtheben nicht zusammenpassen, und es mir ein wenig zu dominierend auf die Umgebung wirkt, nehme ich, wenn ich weiß, ich kann abblenden, üblicherweise ein leichteres Normalobjektiv mit...

Es lässt sich an meiner Canon 7 (ohne spezielle Justierung von Objektiv und Kamera aufeinander - ich habe Camera und Objektiv nicht zusammen gekauft!) seidenweich und einwandfrei auch im Nahbereich fokussieren. Von lichtstarken Portraitobjektiven ist der sehr schmale Tiefenschärfebereich bekannt, im Nahbereich nur ein paar Zentimeter bei offnener Blende. Das trifft auch auf die dream-lens zu und ist bei Aufnahmen kaum möglich zu berücksichtigen, da (anders als bei SLR-Objektiven) der Unschärfebereich im Sucher nicht kontrollierbar ist..!

Das Objektiv wurde auch für TV-Kameras hergestellt und wird in dieser Ausführung auch manchmal angeboten. Allerdings fehlt dann die Meßsucherkupplung, womit es für eine Meßsucherkamera zunächst einmal wertlos ist (und an einer SLR lässt sich die Linse nicht benutzen wegen der kürzeren Schnittweite, außer mit einem entsprechenden Adapter, im Makrobereich - doch dafür wurde dieses Objektiv nicht korrigiert). Die Meßsucherkupplung nachzubauen und funktionssicher zu kalibrieren ist ein extremer Aufwand den nur eine höchstqualifizierte Spezialwerkstatt leisten kann. Hauptsächlich solche Umbauten haben dafür gesorgt daß der Ruf dieses Objektivs nicht der beste ist. Im Vergleich dazu muß man wissen daß LEICA in den 80'er Jahren verlangte die M-Cameras mit den Noctiluxen im Werk zu kalibrieren um sichere Fokussierung zu gewährleisten! Bei diesen Objektiven ist die Distanz zwischen Objektivflansch und Filmebene auf Hunderstel Millimeter präzis zu halten eine Frage zwischen scharf und unscharf!

Canon 0.95/50 - lichtstärkstes
      Normalobjektiv der Welt

Objektive dieses Typs im Zustand excellent sind wesentlich günstiger als Noctiluxe. Ich habe mir eins geholt weil es zu einer Sammlung von CANON Cameras der 60'er einfach dazugehört, und es in einer mechanischen Qualität gebaut ist die man nie mehr wieder sehen wird, weil sie heute unbezahlbar wäre.
Ich gebe gern zu dass es eins meiner seltener benutzen 50mm Objektive ist - ich habe das Glück mir mehr als eins leisten zu können - wobei man es durchaus benutzen kann, für Spezialfälle sogar benutzen sollte, und einzigartig gute Resultate erhalten kann.
Die Vorderlinse ist so prominent das man ohne weiteres einsieht dass dieses Objektiv streulichtanfällig ist. Die Original-Gegenlichtblende wäre sicher nicht nutzlos, ist aber noch seltener als das Objektiv. Außerdem schattet sie das Messucherfenster teilweise ab.
Von den Proportionen her wirkt ein 1.2 oder 1.4/50mm her an dieser Camera sicherlich harmonischer. Das 1.4/50mm gilt als eins der besten 50mm Standardobjektive und wird heute noch als besser als das zur gleichen Zeit gebaute LEITZ Summilux eingeschätzt.


CANON RF 3.5/100

Das ist eins meiner Lieblinge, das "Immer-Dabei-Tele" für Aussenaufnahmen. 185g (Gewichtsrekord bis heute), 5-Linser, beste Abbildungsqualität. Ein echtes Tele mit 93mm optischer Länge bei 100mm Brennweite. Haben Sie auch ein Teleobjektiv das in ihrer Jackentasche so verschwindet das sie es vergessen bis sie es brauchen?  Und die Bilder die es macht, sind einfach überragend in ihrer Schärfe. Die letzte Ausführung war ganz in schwarz, Bild hier.

Canon 3.5/100

Auch dieses Objektiv wird bei Seiten- oder Gegenlicht am besten mit Streulichtblende benutzt. Umgekehrt aufgesteckt, nimmt sie kaum Platz weg.

Beispielbilder (anklicken für Ausschnitt mit grösserer Auflösung):
Kronberg (Canon 3.5/100mm)

100mm
        f/3.5 wide open - Nataja



Jiro Mukai - Optische Meisterstücke

Wahrscheinlich haben Sie schon gehört von den Deutschen Optischen Ingenieuren Rudolph, Bertele, Mandler, vielleicht sogar von Tronnier und ihren hervorragenden optischen Konstruktionen von Weltruf. Aber kennen Sie auch den Japaner Jiro Mukai und seine Arbeiten für CANON in den späten 1950'er, frühen 1960'er Jahren ?

Tja, anders als Leica oder Zeiss, hat Canon darüber in der Werbung (wie auch über die Arbeiten seiner Kollegen) nie viel Worte verloren. Trotzdem sind dessen Konstruktionen auf einem Niveau mit den Größten seiner Zeit...

http://www.google.com/patents?vid=US...q =jiro-mukai
Das (in Kennerkreisen) berühmte 1.8/85. Üblicherweise entwickeln sich Dinge vom einfachen zum komplizierteren, aber nicht in diesem Fall. Mukai nahm das sechslinsige Design des 2/100mm, kombinierte die letzten zwei Elemente und schaffte ein lichtstarkes Objkektiv von Weltruf mit bloß fünf einzeln stehenden Elementen. Man beachte die superschlanken  Aberrationskurven in der Patentschrift! (deutsch: DE1090539)

http://www.google.com/patents?vid=US...&jtp=1#PPP1,M1
Das 1.5/35mm (seinerzeit das lichtstärkste Weitwinkelobjektiv der Welt)... Vergleichen Sie die Kurven für sphärische Aberration und Astigmatismus mal mit dem oberen, und Sie bekommen eine Ahnung warum es (bis heute) schwieriger ist ein gutes lichtstarkes Weitwinkel, als ein Teleobjektiv zu bauen.. Mukai beanspruchte eine Lichtstärke von f/1.4 aber dies war etwas überreizt. Ich erinnere mich im letzten Jahr ein Prototyp mit f/1.4 in einem japanischen Online-Auktionshaus zu einem bescheidenen Preis habe weggehen zu sehen den Kenner nicht so recht einordnen konnten...

Aber immerhin besser korrigiert als das 2.8/28, siehe hier:
http://www.google.com/patents?vid=US...239#PPA1956,M1

Das 1.8/35mm, ein leichtes lichtstarkes Weitwinkel, Vorgänger des vielgerühmten 2/35:
http://www.google.com/patents?vid=USPAT2854890&id=rv5FAAAAEBAJ&dq=2854890


CANON RF 2/35mm

Leica-Besitzer sprechen von ihren besten Objektiven, egal ob sie das 35er, 50er oder neuerdings auch das 90er meinen, vom Summicron oder kurz 'Cron. Sie werden wissen warum. Dieses hier wurde seinerzeit und auch heute noch manchmal das "Japanese Summicron" genannt. Eigentlich ist es ein Rückschritt, denn Canon hatte schon 1956 ein 1.8/35 - ein ziemlich gutes Weitwinkel - und, 1958 ein 8-linsiges 1.5/35 - über dessen Qualität die Meinungen geteilt sind - aber das lichtstärkste Weitwinkel seiner Zeit war. Wahrscheinlich ging auch hier "speed" etwas über maximale Abbildungsqualität, wie auch beim 0.95/50...
Das 2/35 ersetzte 1963 beide - als 7-Linser (4 Gruppen) ähnlich konstruiert wie das 1.8/35, aber anerkanntermaßen kontrastreicher und schärfer im Bildzentrum. Und vom Design dem 7-Linser Leitz Summicron sehr, sehr ähnlich - und das Leitz Design kam später..!

Canon 2/35 von 1963
Leica Summicron 2/35 (pre-Asph) von 1979
Canon 2/35 
Leica 2/35
              Summicron
Canon RF Lens 2.0/35

Dazu klein, schwarz und leicht - nur eine Handvoll Glas und Leichtmetall. Understatement pur. Sieht aus wie ein Mini-Spiegelreflexobjektiv. Aber verschwindet in der Hosentasche. Das unscheinbare Äußere verbirgt nicht ganz die feine Fertigung. Nicht billig. Auch heute selten und gesucht. Wer eins hat, gibt es nur her wenn er etwas besseres bekommt. Das gibt es heute- über 40 Jahre später - schon, kostet aber noch viel mehr...

Idstein Marktplatz

Und damit meine ich nicht das Voigtländer Ultron RF 1.7/35. Ich habe die beiden miteinander verglichen. Das Ultron ist schärfer, aber nicht wesentlich. Das Canon ist kontrastreicher und die Farben sind natürlicher. Damit verglichen wirken die Ultron-Bilder etwas kalt und flau. Wahrscheinlich ist das Ultron (wie alle neuen Voigtländer) unempfindlicher gegen Streulicht, und bei offener Blende ist es garantiert überlegen. Ich benutze die 35mm Weitwinkel oft für Landschaftsaufnahmen und bin anspruchsvoll was die Leistung bei f/5.6-8 angeht. Das Canon 2/35 harmoniert vorzüglich mit dem Snapshot-Skopar 4/25 und Heliar 4.5/15mm. Von diesen 3 Linsen ist das Heliar das schärfste, danach kommt das Skopar und fast gleichauf das Canon. Lanschaftsbilder mit dem Ultron können mit den mit dem Skopar und Heliar gemachten nicht recht mithalten und sind erkennbar. Davon abgesehen ist das Canon viel leichter, kleiner und handlicher. Es einzustecken kostet wirklich keine Mühe... wie heisst es so schön, das beste Objektiv ist das, was man schußbereit dabeihat, und das schlechteste das, was zu langsam ist, oder daheim in der Vitrine steht, weil zu kostbar.

 Beispielbilder (anklicken für maximale Auflösung):
Canon 2/35 RF (1963)
Voigtländer Ultron 1.7/35 RF (1999)
Canon35mm
Ultron 35mm

Selbstportrait


CANON RF 1.8/85mm


Eins der zuletzt entwickelten Canon Rangefinder Objektive war das kompakte lichtstarke 1.8/85 (68mm lang, 470g). Von seiner Seltenheit schon ein Sammler-Objektiv. Es ersetzte zwei schwere und unhandliche Teles aus den frühen 50'ern, nämlich das 1.5/85 (82,5mm lang, 730g) und das 1.9/85 (86,5mm, 610g). Anders als das 2/35, das wegen seiner geringen Schnittweite nicht für SLR's verwendet werden konnte, gab es dieses Objektiv auch als FL-Objektiv (frühe Canon SLR's z.B. Canonflex und Pellix). Vom Aeusseren wirkt es mit seiner schwarzen Farbe (Leichtmetallfassung), dem knubbligen Entfernungsring und dem Chromring zur Kamera wie ein SLR-Objektiv. So wurden Objektive bis in die 80'er als FD-Serie produziert - bis man den Chromring verschwinden liess und die Kunststoffassungen Einzug hielten.  

Canon 1.8/85 an Canon 7

In der Bedienung etwas unhandlich ist der mitdrehende Blendenring, was man bei einem Objektiv dieser Grösse nicht erwartet. Er ist auch nicht so leichtgängig, so dass man die eingestellte Entfernung verändert wenn man anschliessend die Blende korrigiert.

Die letzten CANON Rangefinder-Objektive wurden vom Ingenieur Jiro Mukai konstruiert; es gibt von ihm Patentanmeldungen zum 1.8/35mm von 1956, dem 1.5/35mm von 1957 - seinerzeit das lichtstärkste 35mm Objektiv der Welt - und dem 1.8/85 von  1960, das vom Design dem ein Jahr vorher vorgestellten 2/100 ähnelt. Astigmatismus, sphärische Aberration und Verzeichnung sind laut Patentschrift nahezu vollständig behoben. Das Objektiv macht scharfe und kontrastreiche, in ihrer Perfektion modern anmutende Bilder. Die meisten sagen dass die zuletzt entwickelten Canon RF Objektive in den 60'ern den LEICA Objektiven derselben Zeit überlegen waren. Die Konstruktion würde selbst noch heute als modern gelten: 5 einzelne Elemente - es ersetzte einen 7- und ein 6-Linser. Und sehen Sie die Ähnlichkeit des Linsenschnitts mit dem aktuellen LEICA APO-Summicron M 2/90 ? - Bloss mit dem Unterschied dass es bei Canon zu dieser Zeit noch keine Asphärentechnik gab. Trotzdem blieb dieses Design sicher nicht ohne Grund so lange in Produktion.

Canon RF 1.9/85  (1951)
Canon RF 1.8/85  (1961)
Leica-M 2/90 APO-Summicron ASPH   (1990)
Vorgängermodell
              1.9/85mm
Canon 1.8/85
Summicron
              APO Asph 2/90

Auch eine tolle Kombination: 1.8/85 an
      Bessa-R


mit passender Gegenlichblende - gibt der
      Bessa deutlich "Länge"...


Test Messucher-Teleobjektive (LTM) Canon, Nikon, Voigtländer - in Vorbereitung


HEUTE MIT KLASSISCHEN KAMERAS FOTOGRAFIEREN


Meine erste Kamera für Leica-Schraubwechselobjektiven (M39) war die Voigtländer Bessa-L (mehr zu Bessa L und Bessa R) - die inzwischen auch schon legendäre Minimalkamera ohne Sucher, eher ein Filmgehäuse mit mechanischem Verschluss und batteriebetriebenem TTL-Belichtungsmesser, - speziell für Weitwinkelfotografie entwickelt. Sie war der erste Teil des Doppelschlags von Mr. Kobayashi und trägt den grossen Namen, den Cosina erworben und ihr gegeben hatte, zu vollem Recht! Zwei Jahre später suchte ich als Ergänzung ein weiteres Gehäuse an dem ich mein Voigtländer Heliar 4.5/15mm verwenden konnte. Die Bessa-R gefiel mir auch, war aber damals noch teurer als gebrauchte Canon screwmounts, die mich von Ihrer Machart (Ganzmetall) schon beeindruckten, wobei ich damit nicht sagen will dass ich die Bessa-R für minderwertig halte. Das ist sie gewiss nicht, besonders für den Preis. Ich wollte eine "moderne", gut zu bediende manuelle Camera, und Objektive die auch heute noch Spitze sind und Negative 10x und mehr vergössern lassen ohne Qualitätseinbusse. Meines Erachtens leisten das sehr wenige Kameras und Objektive der 50'er und kaum eins der 30'er Jahre.

Die Leica-III war mir von der Bedienung her doch erheblich zu altmodisch, langsam und unpraktisch. Ausserdem ist sie für das was sie bietet, auch noch viel zu teuer. Die "Vitrinensammler" machen die Preise, und geben sich darüber hinaus auch ignorant, snobistisch, und unkonziliant - nicht meine Welt.

Die alten Canon Kameras harmonieren sehr schön mit den neuen Bessas - das gilt auch für die Objektive. Alles passt perfekt zueinander. Alte NIKONs sind leider eine Welt für sich wegen des propietären Bajonetts - und für alte NIKONs gilt dasselbe wie für alte Leicas: zuviele reiche Sammler, zu wenig Benutzer, zu teuer.

Wenn Deutsche Cameras, würde ich alte Contaxe sammeln - west- wie ostdeutsche Kameras der 50'er. Die letzte grosse Zeit vor dem Niedergang. Man kann damit heute immer noch absolut brauchbare Photos machen. Um 1955-1960 ist es damit vorbei, da ziehen die Japaner an den Deutschen auch mit der Qualität vorbei, und zwar endgültig. 10 Jahre später ist die Deutsche Kameraindustrie Geschichte. Leider, aber nicht unerwartet, und gewissermassen zwangsläufig. Leica und Zeiss halten die Fahne hoch - noch. Wie lange wohl noch, wenn sie nun anfangen sich gegenseitig aus dem Markt zu drängen...?


ANALOG UND DIGITAL

Natürlich bin ich kein Technikfeind... ich mache auch Digitalbilder, z.B. für meine Website oder ebay. Meine Digicam ist eine Casio QV5700 mit 5MP und Canon Objektiv f/2-2.5 7-21mm. Die Bilder sind recht gut - für nicht allzu hohe Ansprüche, d.h. jenseits von 20cm x30 xm Abzügen. Das Objektiv wurde in ct' mit 1300 Linienpaaren/Bildhöhe getestet; eine der höchsten gemessenen Werte. Im Vergleich dazu erreicht ein gutes Kleinbildobjektiv im Schnitt 80 Lp/mm hochempfindlichen Film, d.h. 1920 Lp/Bildhöhe, oder umgerechnet ca. 11MP für das gesamte Bildformat. Profi-Digicams schaffen es auch einen 10MP-Chip effektiv zu füllen. Die Amateurkameras bis 500 EUR verfügen meist nur über die Fähigkeit 2-3 MP effektiv zu füllen, haben aber Chips von doppelt und dreifacher Grösse ohne dass die Benutzer etwas davon haben. Spitzenobjektive für analoge Fotografie zeichnen (zumindest) in der Bildmitte oft 100-150 Lp/mm, könnten also wesentlich empfindlichere Chips belichten als heute schon verfügbar sind.

Nun ist reine Schärfe zwar messbar, aber noch längst nicht alles. Unnatürliche Farbwiedergabe, Farbsäume und andere optische Fehler sind bei Digicams leider noch die Regel, auch die Auslöseverzögerung kann noch verringert werden. Aber die Kunden verlangen ja anscheinend eher Superzooms bis 420mm (analoge 35mm Brennweite) als lichstarke und gut korrigierte Zwei- oder Dreifachzooms. Um gar nicht mehr von Festbrennweiten zu reden. Dass auch der Fotograf sich bewegen kann um ein Motiv grösser oder kleiner ins Bild zu bekommen, ist anscheinend weithin vergessen worden...



Eine Anmerkung zu meinen Bildern

Als Fotograf lege ich mehr Wert auf den Funktionszustand, als auf aeussere Perfektion. Die wenigsten meiner Objektive und Cameras sind (oder bleiben lange) "mint". Solange die Macken nicht allzu gross sind, finde ich, darf man sie trotzdem abbilden und zeigen. Ich habe die Stücke einfach aus dem Regal oder der Tasche genommen und sie nicht poliert vor den Bildern... die Vergleichsbilder sind meist 600dpi-Scans von 13x18-Abzügen (bei Gegenüberstellung verschiedener Objektive auf einem gemeinsamen Film, und Laborjob).. trotzdem sind sie natürlich meine szubjektive Sicht und erheben keine Anspruch auf wissenschaftliche Präzision.. MTF-Diagramme wie sie zu neuen ZEISS- und LEICA-Konstruktionen existieren, wird für diese alten Objekttiv keiner mehr erstellen... Schade denn ich glaube einige würden sich nicht schlecht schlagen...



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Voigtländer Bessa Messucher Cameras und Objektive
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